Technik kompakt

Hier beantwortet die Initiative pik (Parkett im Klebeverbund) Fragen, die sich rund um vollflächig geklebtes Parkett drehen. Die Fragen und Antworten werden von Vertretern von Handwerk und Industrie gemeinsam erarbeitet.

Flächenfugen im Parkett – Ursachen und mögliche Präventionsmaßnahmen

Viele Parkettbesitzer kennen das – in der kalten Jahreszeit weist der schöne Boden plötzlich leichte Fugen auf. Schnell ist die Sorge groß, dass das edle Raumbild darunter leidet, dabei sind Flächenfugen zu einem gewissen Grad ganz normal. Wie sie entstehen und sich im Vorfeld verhindern bzw. minimieren lassen, behandelt der aktuelle pik-Dialog.

Warum entstehen Fugen in Holz- und Parkettfußböden?

Holz ist ein lebendiger, hygroskopischer Werkstoff. Durch Aufnahme von Feuchtigkeit dehnt sich Holz quer zur Faser- oder Wuchsrichtung aus, durch Trocknung schwindet es. Fugen bilden sich in der Regel durch (Unter-)Trocknung des Holzes, teilweise auch nach vorheriger Auffeuchtung.

Welche Rolle spielt Auffeuchtung dabei konkret?

Auffeuchtung und Anquellen des Parketts unmittelbar nach der Verlegung, ob nun durch ungünstige Klimabedingungen während oder nach der Verlegung oder zu hohe Restfeuchte im Untergrund, führen in der Folge bei späterem „Normalklima“ und erst recht bei trockenem Heizungsklima zu deutlicher Fugenbildung, da sich die Stäbe im frischen Klebstoffbett ausdehnen konnten und in dieser Position fixiert wurden. Vor allem aus früheren Zeiten, typischerweise bei der Verwendung von Lösemittelkunstharz-Klebstoffen, die über mehrere Tage aushärteten, war dieses Problem bekannt. Heute ist diese Problematik aufgrund schneller härtender Reaktionsharzklebstoffe auf Silan- oder PU-Basis deutlich seltener zu finden.

Und bei optimalen Bedingungen bei der Verlegung?

Hohe Auffeuchtung, ob klima- oder nutzungsbedingt, durch Untergrundfeuchte oder durch einen Wasserschaden, führt bei fest geklebtem Holzfußboden zur Stauchung der sich ausdehnenden Parkettstäbe. Beim Heruntertrocknen auf Normalniveau entsteht dann ein ausgeprägtes Fugenbild, die Ursprungsbreite wird nicht mehr erreicht. Heute ist dieses vermeintliche Schadensbild häufiger zu finden, da mit modernen Parkettklebstoffen geklebte Holzfußböden weniger schnell vom Untergrund abscheren. Was früher ein Totalschaden war, ist oft „nur noch“ eine Reklamation von Schüsselungen und Fugenbildung. Hier muss teilweise Aufklärung durch Hersteller und Sachverständige geleistet werden, um ungerechtfertigte Gewährleistungsforderungen z.B. nach einem Wasserschaden zurückzuweisen.

Ist das der Hauptgrund von Fugenbildung bei Parkett?

Ursache Nr. 1 mit großem Abstand ist und bleibt die Untertrocknung in der Heizperiode. In den Wintermonaten ist eine relative Luftfeuchtigkeit von unter 30 Prozent in bewohnten Gebäuden leider fast die Regel. Durch das Heruntertrocknen des Holzes kommt es zum Schrumpfen des Parkettstabs oder bei Mehrschichtparkett von Decklamellen. An sich ist nach Ende der Heizperiode zwar wieder eine gewisse Breitenangleichung an das ursprüngliche Niveau gegeben, jedoch wird bei sehr starker Untertrocknung nicht mehr die ursprüngliche Einbaubreite erreicht. Im Falle einer Fußbodenheizung wird dabei oft der Untertrocknungseffekt noch verschärft, wenn die erlaubten Maximaltemperaturen anhaltend überschritten werden.

Hat der Verleger Einfluss auf die spätere Fugenbildung?

Denkbar, aber in der Praxis kaum relevant, ist der Einbau von zu feuchtem Parkett, das danach beim Trocknen auf Normalniveau Fugen bildet. Parketthersteller streben aber grundsätzlich korrekte, tendenziell an der unteren Grenze bemessene Holzfeuchten an, um die bekannte Problematik der Fugenbildung zu minimieren. Die Verlegereife, d.h. die ausreichende Trockenheit des Untergrundes, ist vor der Verlegung durch den Verleger zu prüfen.

Welche Rolle spielen Verlegewerkstoffe für die spätere Fugenbildung?

Bei gespachtelten Untergründen ist auf eine ausreichende Trockenzeit der eingesetzten Materialien zu achten. Die Klimabedingungen während und unmittelbar nach der Verlegung müssen die Trocknung bzw. Aushärtung ermöglichen. Beim Kleben von Massivholzböden können harte bzw. schubfeste Parkettklebstoffe gegenüber (weich)elastischen Parkettklebstoffen Fugenbildung und Kantenaufstellungen zwar nicht völlig verhindern, jedoch deutlich vermindern.

Was lässt sich gegen ein untragbares Fugenbild unternehmen?

Abhilfe gegen Fugen wird oft mit Abschleifen, kitten, neu versiegeln sowie Ölen gesucht. Hier ist jedoch der Zeitpunkt von Bedeutung, das sollte erst bei Erreichen „normaler“ Klimabedingungen und Holzfeuchten geschehen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich Fugenkitt nach oben drückt, dabei Versiegelung und herausgequollener Kit abgenutzt wird und sich später wieder Fugen abzeichnen.

Aussicht auf Erfolg haben dabei nur ausreichend fest verklebte Böden, bei größeren Hohllagen oder beweglichen Stäben ist mit größerer Beweglichkeit und erneuter Fugenbildung zu rechnen. Darüber hinaus sind auch die mechanischen Belastungen einer Oberflächenbehandlung geeignet, um gerade noch einigermaßen festliegende Böden endgültig in den Ablösungszustand zu bringen.

Lässt sich übermäßige Fugenbildung bereits in der Planung verhindern?

Bei der Verlegung von (Massiv-)Dielen sollte gefasten Elementen der Vorzug gegeben werden. Die sichtbare Fase nimmt optisch die fast unvermeidliche Fugenbildung vorweg, gefaste Dielen sind daher deutlich weniger reklamationsanfällig. Insbesondere bei der Verlegung von Massivholzböden sind „ruhige“ Holzarten wie Eiche eher „nervösen“ Holzarten wie Buche oder Ahorn, die schnell auf Feuchtewechsel reagieren, vorzuziehen. Genauso sind mehrschichtige Parkettböden in der Regel deutlich weniger anfällig zur Fugenbildung. Besonders auf Fußbodenheizung ist eine möglichst schubfeste und vollflächige Klebung anzustreben.

Wie sieht es bei bereits verlegten Böden aus?

Entscheidend ist, die Hauptursache (Untertrocknung in der Heizperiode) anzugehen. Zum Beispiel durch Aufstellen von Raumluftbefeuchtern und Überwachung des Raumklimas. Denn dauerhaft trockene Raumluft schädigt nicht nur Holzfußböden, sondern auch die Gesundheit der Bewohner.